Schadstoffe – sind Pilze belastet?
Pilze sind reich an Ballaststoffen, Vitaminen und Spurenelementen aber sie sind auch belastet. Durch verschiedene Schwermetalle und vor allem durch Cäsium-137 welches durch Tschernobyl 1986 freigesetzt wurde. Die Höhe der Belastung ist abhängig von der geographischen Lage sowie dem Anreicherungsvermögen der jeweiligen Pilzart.
Geographische Lage:
Vor allem der Bayerische Wald und die angrenzenden Gebiete, das Donaumoos südwestlich von Ingolstadt, sowie die Alpen und der Alpenrand und einige Teile Norddeutschlands sind auch heute noch als stärker belastetet einzustufen.
Anreicherungsvermögen einzelner Pilzarten:
Die Zersetzerpilze (Sabrobionten) sind zwischenzeitich auch in den belasteten Gebieten kaum noch belastet, da sich das Mycel in den oberen Laub- und Streuschichten bewegt und sich über all die Jahre eine dicke neutrale Humusschicht gebildet hat. Unbedenklich sind auch alle Arten von Baumpilzen.
Anders ist das bei den Mykorrhiza Pilzen (Symbionten) die Partnerschaften mit Bäumen und Pflanzen eingehen. Das feingliedrige und weit verzweigte Pilzgeflecht (Myzel) ist in der Lage, wesentlich höhere Aufnahmewerte zu erzielen. Dabei unterscheiden sich die Aufnahmewerte von Cäsium-137 je nach Pilzart sehr stark.
Untersuchungen in 2023 (vorwiegend in stark belasteten Gebieten) ergaben folgende Ergebnisse.
Pilze mit höheren Belastungswerten:
- Semmelstoppelpilze
- verschiedene Schnecklingsarten (Elfenbeinschnecklinge, Lärchen-Schnecklinge und Trockene Schnecklinge)
- Gelbstielige Trompetenpfifferlinge
- Gemeine Rotfußröhrlinge
- Maronenröhrlinge
- Mohrenkopfmilchlinge
- Ockertäublinge
- Rotbraune Scheidenstreiflinge
- Seidige Ritterlinge
- Violette Lacktrichterlinge
- Ziegenlippen
Gleichzeitig wurden auch in stark belasteten Gebieten Pilzarten festgestellt mit sehr niedrigen Belastungen.
Pilze mit geringen Belastungswerten:
- Beutelstäubling
- Blauer Träuschling
- Blutroter Filzröhrling
- Brauner Riesenscheidenstreifling
- Braunroter Lacktrichterling
- Braunroter Ledertäubling
- Braunschuppiger Riesenchampignon
- Dunkelfaseriger Champignon
- Hasenröhrling
- Honiggelber Hallimasch
- Judasohr
- Krause Glucke
- Kuhmaul
- Kurzstieliger Weichritterling
- Lachsblättriger Schwarztäubling
- Mönchskopf
- Ockerbrauner Trichterling
- Panzer-Rasling
- Riesenporling
- Rostbrauner Filzröhrling
- Safran-Riesenschirmling
- Schwefelporling
- Stadtchampignon
- Sternschuppiger Riesenschirmling
- Violetter Rötelritterling
- Waldchampignon
- Wässriger Saumpilz
- Weißer Büschelrasling
- Würziger Tellerling
- Zweifarbiger Lacktrichterling
- Zweifarbiger Scheidenstreifling
Fazit:
In belasteten Gebieten sollten belastete Pilzarten möglichst gemieden oder nur in geringen Mengen verzehrt werden. In Unbelasteten Gebieten können so gut wie alle Pilzarten gesammelt und in beliebiger Menge verzehrt werden. Je naturbelassener und weitläufiger die Umgebung desto besser. Die Nähe von Industriegebieten, Straßen, Städten, etc. sollte vermieden werden.
Vitalwerte – das spricht für Pilze!
Pilze sind wertvolle und hochwertige Lebenmittel die durch ihren hohen Vitamin D-Gehalt den Speiseplan gesünder gestalten können. Gerade in der dunkleren Jahreszeit in der die Sonne nicht mehr so intensiv und oft scheint ist das eine prima Ergänzung.
Neben den Hauptnährstoffen haben Pilze zudem Mineralien und Vitamine der B-Gruppe, die den Tagesbedarf eines Menschen prozentual schon sehr gut abdecken.
Perfekt sind Pilze für eine kalorienreduzierte Ernährung. Die Aminosäuren von Pilzen und Gemüse vertragen sich hervorragend und der Verzehr in Kombination bewirkt eine bessere Eiweißsynthese im Körper.
Pilze sind sehr Ballaststoff reich und ihre Zellen bestehen aus Chitin (dem Baustein der Insektenpanzer) welches unverdaut wieder ausgeschieden wird. Pilze vermitteln damit ein lang anhaltendes Sättigungsgefühl bei geringer Kalorienzahl. Wichtig ist die Pilzmahlzeit gut zu kauen, damit sie auf Grund der Ballaststoffe verträglich bleibt.
Nachfolgende Übersicht
zeigt den durchschnittlichen Gehalt an Inhaltsstoffen einer normalen Pilzportion von ca. 150g Frischpilzen und zu wieviel Prozent der tägliche Bedarf eines Erwachsenen (in %) damit gedeckt ist:
150 g Frischpilze bestehen aus 135ml Wasser und 15g Trockenmasse
Hauptnährstoffe:
4-6 g Eiweiß 4-6%
7-8 g Kohlenhydrate 10-25% *
Mineralien:
345-680 mg Kalium 12-23% *
180 mg Phosphor 30% *
2 mg Eisen 15% *
Vitamine:
0,03 g ß-Karotin (Provitamin A) 3-5%
0,15-0,3 mg Vitamin B1 12-23% *
0,7-1 mg Vitamin B2 44-62% *
8-9 mg Niacin 48-55% *
35-180 ug Folsäure 22-110% *
3,5 mg Pantothensäure 40% *
6-15 mg Vitamin C 8-20% *
3 ug Vitamin D 80% *
Die mit * gekennzeichneten Angaben bedeuten, dass diese Pilze diesbezüglich als besonders wertvoll gelten. (nach Lelley 1997)
Fazit:
Pilze warten mit sehr guten Nährstoffen, Mineralien und Vitaminen auf und haben teilweise zusätzlich hohe Vitalwerte. Zählt man die frische Luft und die Bewegung hinzu die man beim Pilze sammeln genießt sind Pilze eine ganz besondere Bereicherung für die Ernährung, die Gesundheit und das allgemeine Wohlempfinden.
Magic Mushrooms – Himmel und Hölle
Wenn ein Pilz wie ein perfekter Rauschilz aussieht, dann ist das der Grünspan-Träuschling. Aber es ist umstritten ob dieser Pilz Rausch erzeugende Inhaltstoffe besitzt oder nicht. Er gilt in Mahlzeitmengen sogar als Speisepilz ist aber nicht empfehlenswert. Es ist ein sehr schöner Pilz den wir gerne im Wald stehen und uns vom Anblick berauschen lassen.
Eine ganz andere Kategorie stellen die Psilocybin haltigen Pilze um die Gruppe der Kahlköpfe, Düngerlinge, Risspilze und Flämmlinge dar. Die Wirkung ist je nach Dosis, Persönlichkeit und Stimmung sehr verschieden. Sie kann sich in Rauschzuständen und Halluzinationen äußern sowie verschiedene Auswirkungen von Unruhe, Angst und Depressionen bis zu euphorischen Glücksgefühlen haben.
Dieser Bereich der Pilze ist sehr umstritten. In vielen Kulturen haben Bewußtseins erweiternde Rituale eine lange Tradition. Teilweise wurden sie im mitteleuropäischen Raum erfolgreich als Therapeutikum eingesetzt. Bis in die 70er Jahre sind über 700 Publikationen in renommierten Jorunalen über diese Therapien erschienen. Die Studien belegen dass bei Angst- und Charakter-Neurosen sowie depressiven und neurotischen Verstimmungen bei 70-85% der Patienten eine anhaltende Bessserung eingetreten ist.
Vor Eigenversuchen die unbegleitet durchgeführt werden sowie unkontrollierten Dosierungen ist auf jeden Fall abzuraten. Gerade Kinder und Jugendliche reagieren negativ auf solche Erfahrungen vor allem während ihrer Persönlichkeitsentwicklung.
Die Verwendung Psilocybin halteriger Pilze ist in Deutschland untersagt. Die betroffenen Pilze fallen alle unter das Betäubungsmittelgesetzt. Offen gestanden sind es diese Pilze auch nicht wert sich damit eine Psychose einzufangen von der man unter Umständen sehr lange was von hat.
Der Fliegenpilz
Kaum ein Pilz, der so bekannt ist und trotzdem für so viel Verwirrung sorgt. Und zwar in der Frage: Ist der Fliegenpilz nun giftig oder nicht? Es gibt Erzählungen von Personen die den Fliegenpilz schadlos verzehrt haben. Bei rituellen Zeremonien oder in Kriegs Gefangenschaft. Symbolisch gilt er als Glücksbringer und als Giftpilz.
Das stehende Wasser der sich aufschirmenden Hüte nach Regen, heißt auch Zwergenwein. Es soll berauschende Wirkung haben. Bei den Schamanen ist der Fliegenpilz ein begehrter Pilz gewesen. Eventuell könnte sein Name auch auf die berauschende Wirkung zurück zu führen sein die mit dem Gefühl des „Fliegens“ verbunden wurde.
In der Medizin hat er nur bedingt Einlass gefunden. Mit ihm wurden seinerzeit bösartige Geschwüre und Nervenleiden behandelt. Heute nutzt man ihn noch in der Homöopathie.
Im vorigen Jahrhundert wurden die Pilze zum Verzehr für 3 Monate in eine Salzlake gelegt das Ganze danach mehrfach gewässert. Dabei sind die wasserlöslichen, psychoaktiven Wirkstoffe in der Lake zurück geblieben und der Pilz konnte weiter zubereitet und verzehrt werden. Je nach Standort und Region haben die Fliegenpilze unterschiedlich starke Wirkstoff Konzentrationen.
Der Fliegenpilz ist ein Steinpilz-Anzeiger da er die gleichen Ansprüche an den Boden hat wie der Steinpilz.
Wood Wide Web – Pilze als Kommunikations Netzwerk im Wald
Die Natur regelt sich selbst. Es kommt nichts dazu und es geht nichts verloren. Es wird lediglich umgewandelt. Kooperation und Austausch ist eine seit Jahrmillionen erfolgreiche Strategie zum Überleben. Der Austausch zwischen Pilzmyzel und Pflanze wird Mykorrhiza genannt. Er basiert auf einem Tauschgeschäft.
Der Pilz gibt Wasser und in Wasser gelöste Mineralstoffe und Informationen. Er bekommt dafür von der Pflanze Zucker. Im allgemeinen nehmen Pflanzen über ihre Wurzelhaare Wasser auf. Bei einer Partnerschaft übernemen dies die Pilzhypen die dies viel effektiver können.
Dabei werden die Wurzelenden der Pflanzen von den Pilzfäden umspannt. Diese Vernetzung untereinander ermöglicht es bei Stressfaktoren wie z.B. Trockenheit Wasser zukommen zu lassen. Sie sind zusätzlich auch das Transportmedium mit dem chemische Botenstoffe ausgetauscht werden um sich vor Fress-Feinden und Schädlingen zu warnen und zu schützen und fungieren damit als „Wood Wide Web“ – als das Internet der Bäume.
Für die Bäume ist diese Lebensgemeinschaft gerade auf mageren Böden überlebenswichtig. So verdanken Buchen und Eichen und eine Vielzahl anderer Bäume Ihre Wuchskraft den Röhrlingen, Knollenblätterpilzen, Täublingen, Leistlingen und Milchlingen, die allesamt eine Partnerschaft mit den Bäumen eingehen.
D.h. die Fruchtkörper dieser Pilze finden sich vorwiegend im Umkreis der Baumwurzeln. Diese Partnerschaft bewirkt einen gesunden Baumbestand der sich am grün der Blätter wiederspiegelt und einen gesunden Wald.