Pilze suchen

Pilze suchen – der richtige Zeitpunkt

Die Monate August bis Oktober sind die Monate bei der Pilzsuche mit der größten Artenvielfalt an Pilzen. Grund: Im Herbst verlieren die Bäume Blätter, d.h. für die Zersetzerpilze (Saprobionten) gibt es viel neues organisches Material und die Bäume brauchen in dieser Übergangsphase Unterstützung. D.h. die Unterstützerpilze (Mykorrhiza) wie Steinpilze, Maronen, Pfifferlinge, Täublinge, Reizker, Fliegenpilze, Knollenblätterpilze etc, gehen an den Start. Zudem ist es im Herbst oft feucht und regnerisch, was allen Pilzen gut tut.

Nach ausgiebigem Regen sind die Aussichten auf Erfolg bei der Suche nach Pilzen besonders hoch. Der Niederschlag sollte mindestens 50 Liter/qm betragen, je mehr desto besser. 5-10 Tage nach dem Regen ist ein guter Zeitpunkt. Der Pilz benötigt etwas Zeit den Fruchtkörper zu entwickeln. Aber danach geht es schnell. Die Fruchtkörper (Pilze) schiessen förmlich aus dem Boden. Ein Steinpilz kann in den ersten Tagen des Wachstums 3-5cm pro Tag wachsen. Es lohnt sich also auch in kürzeren Abständen die Wälder zu begehen.

Während in den Herbstmonaten das Angebot am größten ist, lassen sich jedoch das ganze Jahr über Pilze im Wald finden. Ja manche Pilzarten sind sogar nur in ganz bestimmten Monaten im Jahr vertreten. Es lohnt sich also im Frühjahr, Sommer, Herbst und im Winter Ausschau nach Pilzen zu halten.

Frühjahr (Morchel)
Sommer (Maipilz)
Herbst (Krause Glucke)
Winter (Samtfußrübling)

Pilze finden – Zufall oder doch mehr?

Grundsätzlich gilt. Je mehr Sie unterwegs sind, desto mehr Pilze werden Sie finden. Das ist eine Binsenweisheit. Die Anzahl der gefundenen Pilze und Pilzstellen steigt im Verhältnis zur zurück gelegten Strecke.

Rechts und links von Wegen sind gute Hot Spots. An Wegen fällt der Regen ungehindert hindurch. Bäume bilden oft eine Traufe und es kommt mehr Regen an. Oft sind Wege geschottert. Kalkige Böden mögen einige Pilze sehr. Und am Wegesrand sind oft kleine Hänge. Hier läuft der Regen gut ab und es gibt keine Staunässe. Staunässe mögen Pilze nämlich gar nicht.

Viele Pilze leben in Partnerschaft mit Bäumen (Mykorrhiza) und sind im Nadelwald, Laubwald oder Mischwald zu finden. Die Zersetzer wachsen auf Streu, Totholz, Blätter, Rindenmulch, Parks und Wiesen (Sabrobionten). Buchen, Eichen und Fichten sind die beliebtesten Partnerbäume. Bäume müssen Interesse an einer Partnerschaft haben. D.h. der Boden sollte karg und wenig bewachsen sein. Brennessel, Brombeeren und Farne weisen auf einen nährstoffreichen Boden hin. Der Baum benötigt eine Pilz-Partnerschaft hier nicht. Daher wird es auch kein Mycel und auch kein Fruchtkörper geben.

Natürlich gehört ein Quäntchen Glück auch mit dazu. Oft will man schon gehen und entdeckt dann ganz plötzlich eine geniale Pilz Fundstelle. Aber oft ist es eben auch so, dass Wissen um den Pilz und sein Umfeld die Erfolgsaussichten bei der Pilzsuche erhöht.

Laubwald
Nadelwald
Mischwald
Parks & Wiesen

Pilze entnehmen – schneiden oder drehen?

Pilze die Sie kennen schneiden Sie am besten knapp über dem Boden ab. Nur Steinpilze und Rauhstielröhrlinge sollten Sie nicht abschneiden, sondern vorsichtig anheben und aus dem Boden drehen, denn der Stiel steckt oft tief in der Erde und macht über 2/3 des Pilzes aus und es wäre doch schade wenn das im Wald bleiben würde.

Unbekannte Pilze entnehmen Sie bitte mit allen Merkmalen. Drehen Sie diese vorsichtig mit Knolle und Stiel aus dem Boden um das Pilzmycel nicht zu beschädigen. Stielbasis und Knolle sind bei unbekannten Pilzen oft entscheidende Bestimmungsmerkmale. Schließen Sie das beim Herausdrehen entstandene Loch im Boden, damit das Mycel nicht austrocknet.

Dem Pilz ist es grundsätzlich gleich ob Sie ihn abschneiden oder herausdrehen. Das ist vergleichbar mit dem Apfelbaum ob Äpfel mit oder ohne Stiel gepflückt werden. Wichtig ist, dass die Äste (beim Pilz das Mycel) nicht beschädigt wird

Pilze erkennen – essbar oder giftig!

Grundsätzlich gibt es keine allgemeingültigen Aussagen darüber ob und wann ein Pilz giftig ist oder nicht. Weder das Aussehen noch der Geruch oder der Geschmack der Pilze geben Auskunft darüber.

Für die Bestimmung ist es daher wichtig, alle Merkmale eines Pilzes mit geeignetem Anschauungsmaterial Merkmal für Merkmal abzugleichen. Pilzbücher sind hier eine große Hilfe und waren lange Zeit die einzige Möglichkeit. Pilz-Apps sind neu und haben den Vorteil dass deutlich mehr Bilder in allen Entwicklungsstufen gezeigt werden und dass relevante Verwechslungspartner auch gleich mit angezeigt werden können.

Folgende Merkmale sind z.B. bei Lamellenpilzen abzugleichen:

Bei Lamellenpilzen geben vor allem die Form des Hutes, die Unterseite des Pilzes, die Art der Lamellen, der Stiel sowie die Stielbasis (Knolle) wichtige Erkenntnisse für die sichere Bestimmung. Die Formen sind sehr vielfältig. Neben den äußeren Bestimmungs-Merkmalen eines Pilzes ist der Geruch, der Geschmack sowie der Standort je nach Pilz ein wichtiges und oft eindeutiges Erkennungsmerkmal.

Es gilt die Grundregel: Alles was nicht eindeutig als Speisepilz bestimmt werden kann kommt nicht in den Sammelkorb. Unbekannte nicht bestimmbare Pilze bleiben im Wald. Sollten Pilze zum Zwecke der Nachbestimmung mit nach Hause genommen werden, sollten Sie getrennt transportiert und nicht mit den anderen Pilzen in Berührung kommen.

Pilze transportieren – geeignete Behältnisse

Am besten geeignet für den Transport von Pilzen im Wald sind offene Weidenkörbe oder die leichtere Variante Spankörbe. Pilze bekommen hier ausreichend Luft und können weiter Aussporen und sich im Wald verteilen.

Es empfiehlt sich die Pilze direkt vor Ort zu säubern und so weit erforderlich zurecht zu schneiden damit möglichst viel Pilz im Wald bleibt. Zudem verschmutzen die übrigen Pilze im Korb nicht und es erspart Ihnen enorm viel Arbeit und Zeit zuhause.

Plastiktüten sind tabu. Die Pilze werden zu stark gedrückt und mit zu wenig Sauerstoff versorgt mit der Folge das sich das Eiweis schneller zuersetzt und der Pilz schnell alt und ungenießbar wird.

Beachten Sie dass die meisten Pilzvergiftungen nicht durch Giftpilze hervorgerufen werden , sondern durch vergammelte alte an sich essbaren Pilzen. Die schonende pilzgerechte Behandlung beginnt also schon beim Transport im Wald.

Weidenkörbe
Spankörbe

Entnahmemengen – geschützte Arten

Durch die zunehmende Beliebtheit ist das Pilzesammeln inzwischen in einigen Regionen reglementiert. Es empfiehlt sich, sich jeweils vor Ort bei der Gemeinde zu erkundigen.

Darüber hinaus gibt es grundsätzliche Einschränkungen beim Sammeln von bestimmten geschützten Pilzarten. Laut Bundesartenschutz Verordnung sind folgende Speisepilze geschützt.

Betroffen davon sind solch beliebte Speisepilze wie Pfifferlinge, Steinpilze, Brätlinge und Rauhstielröhrlinge wie z.B. Birkenpilze und Rotkappen.

Die Mengenbeschränkung aller geschützten Speisepilz Arten ist bundesweit festgelegt auf maximal 1 kg pro Person/Tag und nur für den privaten Gebrauch.


Die Beschränkungen sind vorsorglich und mancherorts verwunderlich. Manche geschütze Arten sind in einigen Regionen Massenpilze. Untersuchungen haben ergeben dass beim sachgemäßen Sammeln von Pilzen kein Rückgang des Pilzvorkommens zu verzeichnen ist.

Bekannte, beliebte und geschützte Speisepilze:

Steinpilze
Pfifferlinge
Brätlinge
Rauhstielröhrlinge

Wegerecht – wo darf ich Pilze suchen?

Nach Bundeswaldgesetzt darf der Wald auf der ganzen Fläche betreten werden. Verboten ist nach dem Waldgesetz für alle Waldbesucher auch ohne Sperrschilder jedoch das Betreten von

  • Waldflächen mit Jungwuchs, Forstkulturen, Pflanzgärten
  • forst- oder jagdbetrieblichen Einrichtungen
  • gesperrten Waldflächen, z.B. nach Stürmen oder während Treibjagden
  • Waldflächen und Wegen (!) während des Holzeinschlags und der Aufbereitung

Ohne Ausnahmegenehmigung verboten ist die Entnahme jeglicher Pflanzen, Tiere und Pilze in Naturschutzgebieten und in der Nationalpark Kernzone. Folgende Hinweisschilder geben Auskunft.

Naturschutzgebiet
Naturschutzgebiet
Naturschutzgebiet Kernzone

Schutz – Zecken und Fuchsbandwurm

Die Übertragung von Krankheiten durch Zecken kann nur bei einer längerer Anhaftungszeit am Körper übertragen werden. Bei Borreliose sind das 8-24 Stunden. Es empfiehlt sich nach einer Waldrunde rasch zu kontrollieren ob eine Zecke zu finden ist. Wenn ja, entfernen Sie diese schonend mit einem geeigneten Werkzeug aus der Apotheke.

Beobachten Sie die Einstichstelle ob sich dort um die Einstichstelle ein roter Kreis bildet. Wenn dies der Fall ist bitte einen Arzt aufsuchen. Borreliose ist mit Antibiotika gut zu behandeln. Die Infektion mit FSME ist extrem selten. Eine Impfung wird empfohlen.

Der Fuchsbandwurm kann beim Menschen eine Wurmerkrankung verursachen die lebensgefährlich sein kann. Allerdings kann sich der Körper bei ausreichender Immunabwehr dagegen wehren. Die Zahl der Erkrankungen ist recht gering. Ermittelt sind Europa weit insgesamt 559 Fälle in der Zeit von 1982 – 2000. Es ist bislang nicht eindeutig geklärt wie die Übertragung auf den Menschen erfolgt.

Die meisten Personen die es betraf hatten beruflich oder privat mit Landwirtschaft und Waldbau zu tun. Interessant ist, dass 70% der gemeldeten Fälle Hunde- oder Katzenbesitzer waren. Bislang ist eine Infektion durch den Verzehr von Waldpilzen und Pflanzen mit noch keinem einzigen Fall belegt.

Zecke
Zeckenstich
Infektion